Wir erinnern: Wohin Hass und Hetze führen

Rückblick auf die Gedenkveranstaltung am 9. November 2024

Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus

Am 9. November fand auf dem Coburger Marktplatz eine Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Reichspogromnacht statt, die vom Arbeitskreis Lebendige Erinnerungskultur organisiert wurde. Im Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors richtete sich der Fokus der Veranstaltung besonders auf die Coburger Bürger*innen, die während dieser dunklen Epoche verfolgt, misshandelt und ermordet wurden.

Die Gedenkveranstaltung wurde von Dieter Stößlein, Pfarrer und Bildungsreferent der Evangelischen Erwachsenenbildung eröffnet.

Hier ein Auszug aus seiner Rede:

„Es war nicht der angebliche Volkszorn, der sich am 9. und 10. November 1938 gegen die rechtlich und sozial schon längst ausgegrenzten jüdischen Mitmenschen entlud. Es waren von NSDAP und SA gezielt geplante und durchgeführte Aktionen, die das Land mit Terror und Gewalt überzogen und auch in Coburg eine blutige Spur hinterlassen haben.

Gerade weil es Bestrebungen gibt – vor dem Hintergrund von Ausgrenzung – Blut und Boden Ideologie und rassistisch begründetem Volksbegriff – die Gräueltaten der Nazis zu relativieren und kleinzureden braucht es eine lebendige Erinnerungskultur.

Der AK Lebendige Erinnerungskultur mit Comun e.V, DGB, Evang. Erwachsenenbildung und Initiative Stadtmuseum hat sich diesemal im Vorfeld des 9. November gefragt: Wozu können ungehinderter Hass und Hetze führen? Mit einem Blick in die Vergangenheit wollen wir aufzeigen, wozu ein rechtsradikal regierter Staat fähig ist.

Auf 8 Doppelstelen an den Standorten Rathaus und Ilse-Kohn-Platz wollen wir im öffentlichen Raum visualisieren, wie in einer antisemitisch aufgeladenen Stimmung, eine auf Hass und Hetze ausgerichtete Bewegung Fuß fassen konnte. Letztendlich waren es Coburgerinnen und Coburger die Opfer des Rechtsradikalismus wurden. Vom später zum Mythos erklärten Deutschen Tag über die nach der Machtergreifung eingerichtete Prügelstube und der Verfolgung der Arbeiterbewegung spannt sich der Bogen bis zur Reichspogromnacht – einem Meilenstein auf dem Weg zum Völkermord an Juden, der mit den Deportationen jüdischer Bürgerinnen und Bürger in Coburg greifbare Wirklichkeit wurde. Die Stelen zeigen: Rechtsradikalismus macht nicht bei Gegnern, anders denkenden oder anders lebenden Menschen Halt. Er richtet sich auch gegen die, die besonderen Schutz brauchen – die Kranken und beeinträchtigten Menschen. Rechtsradikalismus kennt keine Einlenken und keine Umkehr, er macht Menschen zu Mördern an der eigenen Bevölkerung, wie die letzten Kriegsereignisse zeigen. Das wurde uns bei den Recherchen zu diesem Projekt noch einmal deutlich. Wir widmen es der Stadt Coburg und all den Opfern als Erinnerung und Mahnung: Wer glaubt aus Protest rechtsradikaler Politik eine Stimme zu geben, kann sehen wohin Hass und Hetze führen können.“

Eröffnung der Ausstellung „Wohin Hass und Hetze führen“

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig eröffnete im Anschluss die Ausstellung „Wohin Hass und Hetze führen“. Die Ausstellung dokumentiert auf acht Informationsstelen in der Coburger Innenstadt das Schicksal Coburger Jüdinnen und Juden sowie weiterer Opfergruppen, die der Willkür und Grausamkeit des NS-Regimes ausgesetzt waren. Die Themen der Ausstellung umfassen auch die Verfolgung der Arbeiterbewegung und den sogenannten 3. Deutschen Tag 1922, der verdeutlicht, dass rechtsextreme Gewalt und Ausgrenzung in Coburg schon lange vor 1938 Einzug hielten.

Zusätzliche Informationen durch QR-Codes und Podcasts

In Text, Bild und durch QR-Codes, die zu weiterführenden Podcasts leiten, vermittelt die Ausstellung eine eindrucksvolle Erinnerung an die Schrecken des NS-Regimes. Sie ist noch bis zum 27. November am Coburger Marktplatz, Ilse-Kohn-Platz und an weiteren Standorten in der Innenstadt zu sehen. Im Anschluss bleibt sie online verfügbar, und die Podcasts können jederzeit unter dem folgenden Link nachgehört werden: co-mun.de/coburgs-dunkelste-zeit.

Ein Gemeinschaftsprojekt zur Förderung demokratischen Bewusstseins

Dieses Gemeinschaftsprojekt wurde vom Arbeitskreis Lebendige Erinnerungskultur realisiert, in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenenbildung Oberfranken West, Commun e.V., der Initiative Stadtmuseum Coburg und dem DGB. Gefördert wird die Ausstellung im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben!.

Mit dieser Veranstaltung und Ausstellung soll das Bewusstsein für die Gefahren von Hass und Hetze geschärft und das Gedenken an die Opfer lebendig gehalten werden.